Ein weiteres Tribut an eine Traber-Königin
Der Dezember 2013 war ein furchtbarer, was das Ableben von zwei der größten schwedischen – und auch internationalen – Stuten betraf. Nur kurz nach dem Dahinscheiden von Queen L. starb auch Ina Scot, die gewinnreichste schwedische Stute aller Zeiten, wie Queen L. Siegerin im Prix d’Amérique. Sie verletzte sich 24-jährig auf der Koppel und musste eingeschläfert werden.
Die 1989 geborene Ina Scot war eine wahre Trabermaschine und gewann drei- bis fünfjährig nicht weniger als 31 Rennen en suite (zwischen April 1992 und März 1994), eine wahre Sensation in einer der größten Trabernationen dieser Welt. Dies bedeutete natürlich Weltrekord, der erst rund eineinhalb Jahrzehnte später von Bodyguard of Spain gebrochen werden sollte.
Die großrahmige Stute gewann in weiterer Folge alles, was es im schwedischen Trabrennzirkel zu gewinnen gibt, inklusive Travkriterium, Derby und dem Grand Prix de l'UET. Sechsjährig schlug dann ihre größte Stunde, als sie mit Helen Johansson im Sulky den Prix d’Amérique des Jahres 1995 als 284:10-Außenseiterin gewann. Helen Johansson war die erste Frau im Sulky, die dieses Rennen für sich entscheiden konnte. Dazu eine kleine Anekdote: Für unseren Kollegen Gerhard Reichebner wird eine Begebenheit vom Triumph von Ina Scot im Prix d’Amérique 1995 unvergesslich bleiben. Er fuhr damals beim Rennen am Fotografen-Wagen mit, ehe bei Erreichen des Einlaufs der damalige Chefredakteur des „Paris Turf“, Henri Diacono, hinter ihm in unglaublicher Lautstärke losbrüllte: „La femme, la femme va gagner!“ (Zu Deutsch: Die Frau gewinnt!) Helen Johansson belegte übrigens im Jahr darauf mit Ina Scot nochmals Rang vier.
Wie Queen L. stammte auch Ina Scot auf den ersten Blick etwas abenteuerlich ab, ihr Züchter Carl Erik Brandel nannte sie stets „das reiche Mädchen armer Eltern”. Ihr Vater war der Amerikaner Allen Hanover, ein Super-Bowl-Sohn mit 1:15,5 Rekord und umgerechnet nicht einmal 10.000 Euro an Gewinnen; ihre Mutter, die in der Trabaktion völlig talentlose Lovina Grefgård, wurde allerdings zu einer schwedischen „Elite-Stute” und brachte neben Ina Scot u.a. mit dem Wallach Simson einen weiteren Kronen-Millionär.
In der Zucht brachte Ina Scot insgesamt nur fünf Nachkommen. Sie wurde nach ihrem ersten Fohlen an Michael Schröer verkauft und brachte für ihn mit Paul November (v. General November) ihr bestes Produkt. Paul November 1:10,5 war Zweiter im Schwedischen Derby 2006 hinter Colombian Necktie, seine ältesten Nachkommen in Schweden waren 2013 zweijährig, von diesem neunköpfigen Jahrgang konnte sich allerdings noch kein Pferd qualifizieren. Kurz war der Hengst auch in Österreich als Deckhengst seitens der Familie Badura angedacht, dies zerschlug sich jedoch wieder recht rasch.
Die Mutterlinie der gewinnreichsten schwedischen Traberstute aller Zeiten ist jene der US-Amerikanerin Flora Temple, die in den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts geboren wurde. Diese ist für den Trabrennsport insgesamt von eher verschwindender Bedeutung, wenngleich sie etwa mit dem 1904 geborenen Bingen-Sohn Uhlan einen absoluten Top-Star der Pionierjahre des Trabrennsports aufzuweisen hatte. Uhlan war Jahr für Jahr schnellster US-Traber, hatte einen Rekord von 1:13,3 und gewann 15 von 16 Rennen. Dann gab es über Jahrzehnte bis auf wenige Ausnahmen (etwa Cassius Pride im Bayerischen Zuchtrennen 1991) keine großen Erfolge, bis eben Ina Scot auftauchte. Ansonsten ist diese Mutterlinie vorwiegend in Australien bzw. Neuseeland erfolgreich, da wäre vor allem der enorm durchschlagende Pacer-Deckhengst Fake Left zu nennen, der seit 1997 praktisch alle australischen Passgänger-Statistiken anführt.
YouTube-Video Ina Scot Prix d’Amérique 1995
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