Die aktuelle Jugend Frankreichs

Das Critérium des Jeunes unter der Lupe

Dieser französische Gruppe-I-Klassiker, ausgetragen mit einer Ausnahme (1959) seit 1955, vereint in seiner Siegerliste einerseits Pferde, von welchen man in weiterer Folge kaum mehr etwas vernahm, andererseits freilich auch absolute Heroen der Franzosen wie etwa Toscan, Chambon P, Idéal du Gazeau, Ourasi, Général du Pommeau, Ready Cash oder The Best Madrik. Auffällig ist auch die unaufhaltsame Zunahme an Siegen ab den 2000er-Jahren von Klassestuten wie etwa Mahana, Pearl Queen, Qualita Bourbon, Sanawa und nunmehr von 2012 bis 2014 in ununterbrochener Reihenfolge von Vanika du Ruel, Avila und Billie de Montfort, nachdem das Rennen in früheren Jahrzehnten in großer Überzahl von männlichen Teilnehmern gewonnen wurde. 

CRITERIUM DES JEUNES ARRIVEE BILLIE DE MONTFORT

Die Stute Billie de Montfort gewinnt das Critérium des Jeunes.   Foto: Gerard Forni

Nun zur Auflage von 2014. Über 2700 Meter ging es für die jungen Dreijährigen, die Dotation betrug 200.000 Euro. 14 Pferde versammelten sich im Band, elf Hengste, drei Stuten. Große Abwesende war die Zweijährigen-Dominatorin Be My Girl (Love You – Ornella Rainbow – Extreme Dream), Siegerin in sechs von sieben Zweijährigen-Bewerben, die sich nun von einer Operation erholt. Auf der Zielgeraden kam es dann auch zum Showdown der am Toto höchstbeachteten Billie de Montfort und Brillantissime. Letzterer schien mit Jos Verbeeck den Kopf schon in Front zu haben, als er sich überging und in Galopp verfiel, womit die Stute letztlich einen deutlichen Sieg feierte. Mit den gewonnen 90.000 Euro setzte sie sich auch an die Spitze des Jahrgangs mit nunmehr 247.200 Euro (vor Brillantissime, 210.950 Euro).

Guarato Sebastien Raffin

Trainer Sebastien Guarato freut sich mit Driver Eric Raffin.
Foto: Gerard Forni

Welche Rückschlüsse auf die (französische) Zucht lässt dieses Rennen zu? Betrachtet man das Starterfeld, waren Ready Cash und Sam Bourbon als einzige Hengste doppelt vertreten. Ready Cash, kürzlich als gewinnreichster französischer Traber von der Rennbahn abgetreten, hatte schon vierjährig gedeckt, sowohl sein erster (2010) als auch zweiter Jahrgang (2011) brachte ihn an die Spitze der französischen Vaterpferde. Aus seinem A-Jahrgang hatte 2013 Avila schon das Critérium des Jeunes gewonnen, nur der verünglückte Schlussspurt von Brillantissime verhinderte ein Double. Der zweite Ready-Cash-Nachkomme im Feld, Bird Parker, wurde in der heurigen Auflage Fünfter, die zwei Sam Bourbons (der Hengst ja eine heiße Aktie für die Zukunft), Best Of Sly und Bioness, wurden Sechste bzw. disqualifiziert. Auf den ersten vier Rängen kamen Nachkommen von Jasmine de Flore (Billie de Montfort), Niky (Brutus de Bailly), Oceano Nox (Black d’Avril) sowie Quaker Jet (Bixente) ein.

Womit wir beim Pedigree der Siegerin angelangt wären, das vermutlich keine großen Zuchtmuster-Rückschlüsse auf den „Trotteur Francais” von morgen gibt. Vater Jasmin de Flore war ein ausgezeichneter Jahrgangstraber in Frankreich und vererbte für einen Hengst mit rund 83% Franzosenblut (gegenüber 17% US-Blut) typisch weit gestreut, hat aber vor allem in der Alleskönnerin Save The Quick (1:10,5 – 1,5 Millonen Euro) ein wahrlich tolles Pferd auf der Rennbahn. Über die Jahre konnten jedoch nur wenige Nachkommen des aus der amerikanischen Vaterlinie von Carioca II (die erste und auch einzige Inzucht in den ersten 5 Generationen im Pedigree von Billie de Montfort ist ein 5x5 auf diesen Ausnahme-Vererber) stammenden Jasmin de Flore auf höchster Ebene überzeugen.
Selbstverständlich darf gemutmaßt werden, dass der Muttvater And Arifant diesem Pferd Beine macht (der Sohn des Giganten Sharif di Iesolo ist u. a. auch Muttervater von „Vollkrachern” wie Love You und Timoko, von Opaline d’Atout oder aber auch von Vrai Lord. Die Mutterlinie von Billie de Montfort, jene der 1841 in Frankreich geborenen Stute La Dupleix, kam hingegen über punktulle Erfolge nicht hinaus.

Billie de Montfort

Pedigree Billie de Montfort   www.thebloodbank.info

Der Sieg von Billie de Montfort war also sozusagen ein kleiner Gegenschlag des altgedienten Trotteur Francais gegenüber dem immer mehr zu amerikanischem Einfluss neigenden modernen franko-amerikanischem Traber. Billie de Montfort trägt in ihren Adern etwa 78% französisches und nur etwa 22% US-Blut. Aus den abertausenden an Fohlen des jeweiligen französischen Jahrgangs kann so ein Pferd jederzeit aufsteigen, die Regel wird es für die Zukunft des französischen Sportes unseres Erachtens jedoch nicht sein. Ein guter Teil der aktuellen französischen Spitzentraber wie auch Stallions weisen mittlerweile ein mehr oder weniger ausgeglichenes Verhältnis zwischen französischem und amerikanischem Blut auf, dieser prozentuelle Anteil wird sich in den kommenden Jahren wohl noch etwas erhöhen. Und der Ruf nach frischem US-Blut wird in den kommenden Jahren in Frankreich nicht verklingen...

Video Critérium des Jeunes 2014

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