Schwedens Super-Zweijähriger Mister J.P. als augenblicklicher Höhepunkt
Im August des Jahres 2013 beschrieben wir an dieser Stelle (zum Nachlesen hier) den Ankauf des Franzosen Vrai Lord, den Österreichs Vielfach-Champion Gerhard Mayr für den Stall Antonshof tätigte. Der Franzose erwies sich bisher als absoluter Glücksgriff und verdiente bislang über 140.000 Euro bei einem Rekord von 1:12,5. Der Meaulnes-du-Corta-Sohn darf sich außerdem Bahnrekordhalter von Wien nennen, diesen lief er am 1. Juni in der Krieau dank 1:12,8 über 1600 Meter.
Nun tauchte mit Mister J.P., der den Ruf des eindeutigen Jahrgangsprimus unter Schwedens Zweijährigen genießt und bei einem Rekord von 1:13,1 bisher genau 1.900.000 Schwedenkronen (rund 205.000 Euro) gewinnen konnte, ein (weiterer) Jungstar aus dieser Mutterlinie auf. Der Taurus-Dream-Sohn ist nach seinem Triumph am 29. November im Svensk Uppfödningslöpning nach sechs Starts – stets mit Björn Goop im Sulky – unbesiegt und demolierte dabei einmal mehr die überforderte Konkurrenz.
Vieles an diesem Traber ist ungewöhnlich. Sein Vater ist der in Kanada von Jean-Pierre Dubois gezüchtete Hengst Taurus Dream, Vater der Dollar-Millionärin Crys Dream (die heuer nach Deutschland exportiert wurde), der ab 2012 in Schweden hätte decken sollen, jedoch leider beim Transport einging. Taurus Dream ging in dritter Generation auf die französische Stute Nevadara (Mutter u.a. des geborenen Autour d’Aunou v. Speedy Somolli) zurück, die Dubois Mitte über den großen Teich verschiffte. Dort brachte sie die rekordlose Stute Uneva JP (v. Nicholas Hanover), diese wiederum das gute Rennpferd Uniformite JP, die Mutter von Taurus Dream. Tatsächlich ist der Ursprung dieser Mutterlinie aber amerikanisch, sie geht auf die Stute Lady Grey (v. Abdallah) zurück, geboren in den 70ern des 19. Jahrhunderts. Die Linie benötigte allerdings gute 100 Jahre, um mit Trabern wie Neric Barbes, Seilhac, Echo, Fan Quick, Niky, Rocklyn oder zuletzt Alizea du Kastel effektiv zu werden.
Um gleich dabei zu bleiben: Bei den internationalen materialen Linien im Trabrennsport sieht man die unterschiedlichsten Muster. Man kann mit relativer Sicherheit sagen, dass der überwiegende Anteil davon nordamerikanischen Ursprungs ist und oftmals bis weit ins 19. Jahrhundert zurückreicht, erwähnt seien da etwa die klassischen vier „M”-Linien (Medio, Minnehaha, Maggie H. & Mamie), die lt. der website www.bluechipfamilies.com die Ränge 1, 2, 5 & 6 der erfolgreichsten amerikanischen Mutterstuten einnehmen. Dann gibt es allerdings viele gute Beispiele an US-Mutterlinien, die erst im Laufe des 20. Jahrhunderts zu Bedeutung kamen, wie etwa jene der Lady Ann Reed oder jene der Exciting Speed, beider Ursprung geht allerdings ebenfalls bis ins 19. Jahrhundert zurück.
Und dann gibt es Mutterlinien, die mit wenigen Ausnahmen erst sehr spät im 20. Jahrhundert auf die Beine kamen. Dazu gehören im Fall von Mister J.P. sowohl die seines Vaters, Taurus Dream, als auch die seiner Mutter, der Amerikanerin Baghdad Dream. Die Geschichte dazu ist jene: Jean-Pierre, diesmal aber nicht Dubois, sondern Barjon, der auch Besitzer des Prix d’Amérique-Siegers Meaulnes du Corta ist, erstand auf der Mixed Sale in Harrisburg die Stute Graceful Touch, trächtig von Lucky Chucky, um satte 560.000 Dollar. Im Vorbeigehen nahm er um 22.000 Dollar auch Baghdad Dream mit, trächtig nach Taurus Dream. Nachdem dieses Fohlen nicht französisch registrierte werden konnte, wandte sich Barjon an Schwedens Meisterfahrer Björn Goop – mit durchschabendem Erfolg, wie man nun sehen kann.
Baghdad Dream selbst gewann als Zweijährige zwei Rennen in Montreal, ihren letzten Start absolvierte sie dreijährig, bevor sie Jean-Pierre Dubois in die Zucht nahm. Ihr erstes Fohlen war von In Dix Huit und kam nie auf die Bahn, im zweiten Versuch wurde sie von selbigem Hengst nicht tragend, dritter Nachkomme ist Mister J.P., gefolgt 2013 von einem Hengstfohlen nach Niky namens Mister Niky, heuer brachte sie ein Stutfohlen nach Meaulnes du Corta, wurde danach nicht trächtig von Love You.
Tatsächlich gab es in dieser Mutterlinie, es ist jene der Amerikanerin Kentucky, geboren 1875, ein erstes Highlight im Jahr 1943, als Simoun N das Critérium der Dreijährigen in Vincennes gewann, danach war mit großen Siegen Sendepause bis in die achtziger Jahre; so richtig los ging es dann aber erst im neuen Millenium, da aber mt einer Schwedin, der fantastischen Hilda Zonett. Immer wieder ein Genuss, sich ihren Derbysieg im Jahr 2001 anzusehen, als sie als einzige Stute im Feld im Schlussbogen aus hintersten Regionen kommend die Boys per Topspeed vernaschte (zu sehen hier). Die Fuchsstute ist mit über 15 Millionen Schwedenkronen an Gewinnen derzeit die Nr. 17 im Ranking der mittlerweile fast 2.500 Kronenmillionäre.
Weitere Top-Traber aus dieser Mutterlinie sind der französische Euro-Millionär Nimrod Borealis, der amerikanisch gezogene Wallach Slave Dream (ein Enkel der 1984 geborenen Slave, die diese Linie offenkundig mächtig befeuerte), bis zu den erwähnten Trabern der Jetztzeit wie Vrai Lord, Unikaranes, Uppercut de Manche, Atlas de Joudes und eben Mister J.P. Und es scheint, als ob diese maternale Linie erst am Beginn einer großen Produktivität stehen würde.
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