Welche Trends lassen sich erkennen?
Unser deutscher Kollege Jürgen Gaßner hat auf seiner vorzüglichen Website www.traber-news.com die Deckhengste-Statistiken seitens Hakan Persson/ASVT für das 1. Quartal 2014 zusammengefasst. Wir geben diese gerne wieder: Stallion-Statistik 1. Quartal 2014
Was lässt sich daraus schließen? Beginnen wir vielleicht mit dem offensichtlichen Durchstarter in Schweden, Going Kronos. Der Sohn mit den drei weißen Füßen seines leider zu früh mehr oder weniger unfruchtbaren Vaters Viking Kronos wurde nach seinem ersten Jahrgang durchaus skeptisch beäugt, strafte seine Kritiker jedoch spätestens mit seinem Dreijährigen-Jahrgang Lügen. Für die traditionelle Ausnahmefarm Menhammar Stuteri (man erinnere sich an den Abo-Champion Zoot Suit, dessen Sohn From Above ist nach wie vor gut im Geschäft, daneben hat Menhammar insgesamt 15 Hengste in allen Preisklassen anzubieten, siehe hier, darunter auch Maharajah für die nähere Zukunft, aber auch Gefriersamenangebote u. a. von Andover Hall) ein weiterer Goldgriff, zumal Going Kronos mit einer Decktaxe von 10.000 + 125.000 SEK der teuerste in Schweden stationierte und zudem auch einer der teuersten Hengste im internationalen Geschäft ist. Anzumerken ist allerdings doch, dass dessen älteste Nachkommen heuer bereits vierjährig sind, drei Kronenmillionäre befinden sich zurzeit aus dem ersten Jahrgang 2010. Nachkommen Going Kronos
Weitet man nun den Blick auch über den Atlantik aus, so kann für Schweden, Frankreich und den USA folgendes zusammengefasst werden:
Selbstverständlich sind die amerikanischen Hengstelinien in allen Belangen dominierend, auch wenn manche ihrer Abkommen aus Frankreich stammen. Folgende Linien sollen untersucht werden:
– Valley-Victory-Linie
– Star’s-Pride-Linie
– Victory-Song-Linie
– Arnie-Almahurst-Linie
Diese vier Linien sind auf den ersten Blick nichts Neues. Über den Lauf der Jahrzehnte kam es bei diesen allerdings doch zu einigen Überraschungen. So scheint sich etwa die ehemals als stärkste Hengstelinie bezeichnete von Speedy Crown hauptsächlich nur über dessen Urenkel Valley Victory fortzusetzen. Dass Speedy Crowns Sohn Speedy Somolli, Großvater von Valley Victory, in aller Herren Länder seine Gene im Spiel hat (siehe das Universalbeispiel Love You, aber auch Offshore Dream, der offenbar zu spät erkannt wurde), ist ebenfalls keine Neuigkeit.
– Valley-Victory-Linie
Dennoch: Die Linie von Valley Victory setzt sich mit nur wenigen Zweigen fort, zu viele Söhne von ihm litten unter der schwachen Fruchtbarkeit ihres Vaters. Erstens über jene seines direkten Sohnes Muscles Yankee, dessen heißestes Eisen in der Zucht Muscle Hill ist, aber auch Deweycheatumnhowe scheint noch keineswegs abzuschreiben. Zweitens über den Zweig des viel zu früh unfruchtbaren Victory Dream und dessen Sohn Self Possessed, der wiederum Vater des US-Champs Cantab Hall, dieser Erzeuger des mit seinem ersten Jahrgang schon sehr erfolgreichen Explosive Matter. Zu erwähnen ist freilich auch ein weiterer Valley-Victory-Sohn, der trotz vergleichsweise hohen Alters in den USA weiterhin hochgeschätzt ist: Yankee Gilde.
Dass die Linie von Valley Victory in Europa noch nicht richtig angekommen ist, ist kein Geheimnis, scheint allerdings nur eine Frage der Zeit zu sein. Und, wie Jürgen Gaßner richtig erwähnt, eine weitere Revolution in der US-Zucht steht ins Haus, jene der Kreuzung von Cantab Hall, einem Urenkel von Valley Victory, mit Stuten von Valley Victory selbst, was eine Reunion des so erfolgreichen Crosses Valley Victory auf Speed-Crown-Stuten bedeuten könnte.
Abschließend: Ein möglicherweise komplett unterschätzter Hengst in Schweden ist der Muscles-Yankee-Sohn Blue York Yankee. Zudem soll erwähnt sein, dass sich Valley Victorys Sohn Lindy Lane mittlerweile einen kapitalen Ruf als Muttervater erworben hat.
– Star’s-Pride-Linie
Die Linie von Star’s Pride setzte sich im Gegensatz zu jener von Speedy Crown eher gemächlich fort, lange Zeit gab es neben Super Bowl (Nevele Pride in Europa einmal ausgenommen) keinen herausragenden Vererber dieser Linie. Der erstaunliche Link dieser Linie lautet nun American Winner. Der in den USA sträflich vernachlässigte, vielleicht auch marketingmäßig nicht allzu sehr gepushte Hengst, ist verantwortlich für führende Linien in den USA und Europa. In den USA vor allem über seinen Sohn Credit Winner und dessen Söhne wie etwa Chocolatier oder Crazed, in Europa detto, da allerdings vorrangig mit dem Ausnahmebeispiel Viking Kronos, dessen Sohn Going Kronos seine unmittelbare Nachfolge anzutreten scheint. Nicht zu sprechen von all den möglichen Platzhaltern wie Maharajah, Raja Mirchi, Gift Kronos, etc.
Sensationell ist die Wiederauferstehung der Linie von Nevele Pride in den USA und übergreifend auch in Europa. Dies ist festzumachen an nur einem Pferd, Kadabra, ein Sohn des unscheinbaren Primrose Lane, dessen Vater Meadow Road für einige Zeit in den USA deckte und sich zumindest mit diesem Zweig unsterblich machte. Ob Kadabras Söhne diesen Zweig weiterhin aufrecht erhalten können, bleibt abzuwarten. Ebenso, ob die Söhne des oftmaligen schwedischen Champions Super Arnie (Gigant Neo?) noch einmal zu einem Höhenflug ansetzen können.
Relativ ruhig und erfolgreich setzt sich die Linie von S J’S Photo fort, S J’s Caviar, Classic Photo und Super Photo Kosmos (Digital Ink!) sind sicher für die nähere Zukunft nicht zu unterschätzen.
In Frankreich scheint sich Ready Cash zu einem Top-Vererber zu mausern. Auch er stammt aus der Linie von Star’s Pride, er geht über seinen Vater Indy de Vive, Viking’s Way, Mickey Viking, Bonefish und Nevele Pride auf Star’s Pride zurück.
– Victory-Song-Linie
Die Victory-Song-Linie ist nach Ansicht des Autors dieser Zeilen jene, die den sensationellsten Turnover aufzuweisen hat. Jahrzehntelang den Ruf einer im Tiefschlaf befindlichen Vaterlinie genießend, gab es durch erhebliche Zufälle an allen Ecken und Enden plötzlich Überraschungen. Angefangen von Sharif di Iesolo (mit dessen offensichtlich zu enormen Resultaten führender Franzosen-Inzucht auf der Mutterseite) in Italien und Frankreich, in den USA durch die Zweige von Mystic Park und Mack Lobell, vor allem aber durch den Überflieger Balanced Image. Mack Lobell scheint seine Vererbungskraft nicht mehr weitergeben zu können, Balanced Image sucht nach wie vor nach einem geeigneten Sohn, der letztlich wohl schwer zu finden sein dürfte. Aber dann kam das endgültige Comeback dieser Linie anhand des aus der kanadischen Provinz „ausgegrabenen” Garland Lobell. Der zeugte die drei klassischen Vollbrüder Andover Hall, Angus Hall und Conway Hall, die sich mit rasendem Erfolg dieseits und jenseits des großen Teiches fortpflanzten. In den USA scheint augenblicklich der Andover-Hall-Sohn Donato Hanover der Hengst der Stunde zu sein, doch neben den drei Ausnahmevererbern stehen auch ihre Söhne zu vergleichsweise vernünftigen Decktaxen vor allem in Schweden zur Verfügung. Aufgezählt sollen von diesen nur sein: Andover Andover, Brad de Veluwe, Broad Bahn, Igor Font, Lucky Chucky, Make It Happen, Quite Easy, Weingartner, etc.
– Arnie-Almahurst-Linie
Diese Linie ist in den USA vom Aussterben begriffen, sieht man von ein paar punktuellen Erfolgen ab (Chip Chip Hooray), während dies auf die traditionelle Linie von Axworthy wohl schon fast zu 100% zutrifft. Arnie Almahurst hatte das Pech, in der Provinz zu decken, als man seine Vererbungskraft erkannte, war es zu spät, er starb im Alter von 12 Jahren. Aber er hinterließ den Weltrekordler Arndon, der wiederum Vater von Pine Chip wurde. Dessen Linie scheint in Schweden vor allem von Scarlet Knight abhängig, der Elite-Hengst sollte durchaus noch Söhne in die Zucht entsenden können. Pine Chip selbst, den Zweig von Arnie Almahursts Sohn Florida Pro wollen wir hier nicht mehr explizit behandeln, deckt in Schweden nach wie vor unter regem Interesse, möglicherweise geht sich der eine oder andere Sohn für die Zucht noch aus.
2014_04