Unvergessen – und mit 34 Jahren noch recht munter
Diese Geschichte hat mit den Anfangsjahren im Trabrennsport Ihres Autors dieser Zeilen zu tun. Es war Ende der 1980er-Jahre, nach wie vor eine Hochblütezeit im österreichischen Trabrennsport. Der Jahrgang 1984 hatte es in allen Belangen in sich, gekrönt vom Proven-Freight-Sohn Dale Qui, der von zweijährig bis zum Derby 1988 in der Hand von Johann Scherber ungeschlagen blieb. Unvergessen auch Traber dieses Jahrgangs wie Clivius (den Adi Übleis im Derby 1988 fuhr und den siebenten Platz belegte, während Konrad Spaderna mit Our last Hope Dritter wurde), Kings Freight, Turandot, Vici Freight, Graf Prexy u.v.m.
Doch dann kam das Flieger-Derby, das damals noch etwa einen Monat nach dem Derby ausgetragen wurde, exakt am 26. Juni 1988 in der Wiener Krieau – und das Unmögliche wurde wahr.
Dale Qui wurde auch in dieser damalig einzigen Derby-Revanche klar favorisiert. Doch der Führende wurde im Einlauf von Our last Hope mit Adi Übleis im Sulky angegriffen und nachgerade pulverisiert. Der Hengst lief die für damalige österreichische Verhältnisse tolle Zeit von 1:16,2 aus, Dale Qui blieb zeitlebens bei seiner Bestzeit von 1:16,6, gelaufen eben in diesem Rennen.
Our last Hope (Pedigree) gewann in seiner Karriere 67.575 Euro (Dale Qui brachte es auf 156.218 Euro), stammt aus einer interessanten, sehr alten amerikanischen Mutterlinie (McKinstry mare, geboren 1840), die in Deutschland augenblicklich eine Renaissance durch Halva von Haithabu erlebt; auch der österreichische Derbysieger des Jahres 1947, Roter Kater, stammt aus dieser Mutterlinie.
Während dies Dale Quis letzter Start mit Johann Scherber war (er wechselte anschließend zu Cornel Bürgler) und er danach noch eine veritable Karriere in den internationalen Rennen hinlegte, wurde es um Our last Hope etwas ruhiger. Prinzipiell war nach der Rennkarriere ein Antreten als Deckhengst geplant, doch waren diverse Widrigkeiten – schlechte Fertilität, Fesselträgerschaden – dagegen.
Our last Hope war, wie viele der Nachkommen von Advokat, mit einem diffizilen Nervenkostüm ausgestattet, was sich etwa in dieser Story belegte: Ende der achtziger Jahre kam es auf der Badener Trabrennbahn zu einem Showbewerb Mensch gegen Pferd, in dem der österreichische Spitzen-Leichtathlet Andreas Berger und Our last Hope über eine Distanz von 100 Meter gegeneinander antraten. Adi Übleis hatte alle Hände voll zu tun, den Hengst startfähig zu machen, dieser stieg, Übleis musste ihm mehrmals mit der Peitsche drohen. Als der Startschuss ertönte, schoss Berger aus dem Startblock und lief schon bei Mitte der Distanz, während Our last Hope noch im Umdrehen war. Berger gewann das Rennen hauchdünn vor dem heranrauschenden Our last Hope.
Nach der Rennkarriere, in der der Hengst wie erwähnt rund 67.500 Euro (etwa 920.000 Schilling in damaliger Währung) eintrabte, kam Our last Hope in das Gestüt seiner neuen Besitzerin Sylvia Schietz, die im Sommer wegen eines Fotos anfragte. Kürzlich erzählte sie uns: „Mit 11 Jahren habe ich ihn bekommen, da war er schon kastriert. Er hatte aber noch lange seinen Spaß mit den Stuten auf der Koppel… Hobi, wie er bei uns genannt wurde, geht es mit seinen 34 Jahren noch recht gut. Vergangenes Jahr ist er leider fast ganz erblindet und ich dachte mir schon, das sei sein Ende, aber er findet sich mittlerweile sehr gut zurecht. Wir haben eine ganz liebe Stallbesitzerin, die ihn super versorgt.”
Vielen Dank an Michael Hinger/Traberzentrale für die hilfreichen Daten.
2018_10