Von Hans Huiberts, Präsident der niederländischen Züchtervereinigung
EUROPÄISCHE ZÜCHTERPRÄMIEN SIND EIN MUSS!
Einführung
Züchterprämien sollen nationale Traberzuchten fördern und zur
Anhebung der Qualität führen. Dieses Prinzip ist seit der
Internationalisierung des Sports und der Zucht auf den Kopf gestellt
geworden. Heutzutage müssen wir europäisch denken und die Zucht des
internationalen Trabers ohne Grenzen verfolgen. Abgesehen von
Frankreich mit seiner "eigenen" Rasse ist die Zahl der
Fohlen-Registrierungen in allen Ländern Europas drastisch
zurückgegangen. Um das Züchten für alle Züchter in Europa wieder
interessant zu machen, müssen Züchterprämien über die Grenzen hinaus
bezahlt werden. Wir müssen die Zucht des Trabers international fördern, oder der Trabrennsport ist dem Tode geweiht!
Europäische Zusammenarbeit
Rund um jedes Pferd gibt es Menschen, die finanziell
profitieren, wenn ihr Pferd einen Geldpreis gewinnt: der Fahrer, der
Trainer, der Besitzer, der Züchter und der Wetter. Gewinnt das Pferd
einen Geldpreis, bekommt jeder seinen Anteil, nur der ausländische
Züchter nicht! Vielleicht stellt Frankreich aufgrund seiner "eigenen
Rasse" eine Ausnahme dar, aber wahrscheinlich verletzen alle anderen
UET-Länder in dieser Angelegenheit europäische Vorschriften. Aber auch
aus anderen Gründen sollten wir die Zucht des Trabers europäisch
betrachten. Solange aber die UET-Mitgliedsorganisationen in dieser
Angelegenheit nicht zur Zusammenarbeit bereit sind, wird der Sport und
die Zucht in allen Ländern weiterhin rückläufig sein.
Züchterprämien
Die Preise für niederländische Traber-Jährlinge sind viel zu
niedrig. Dies nicht nur aus ökonomischen Gründen, sondern auch weil
viele Besitzer es vorziehen, wegen der gering dotierten Stakes-Rennen
in Holland, französische Pferde zu kaufen. Infolgedessen sind die
niederländischen Züchter mit ihren Zuchtprodukten unterbezahlt.
Sollten die Produkte später als Rennpferd gut genug sein, werden die
Züchter später für den Verlust durch Züchterprämien entschädigt. Auch
die Züchter anderer UET-Mitgliedsorganisationen stehen vor dem
Problem. Züchterprämien sind von großer Bedeutung für die Zucht.
Züchter müssen eine Perspektive erhalten, um ihre Tätigkeit
fortzusetzen. Nur mit der Auslobung hoher Züchterprämien sind Züchter
bereit, die Anzahl und die Qualität ihrer Jährlinge zu verbessern.
Internationalisierung des Sports
Immer mehr Trabrennpferde werden in Rennen außerhalb ihres
Geburtslandes gestartet, da Trainer und Besitzer nach Möglichkeiten
suchen, lukrative Geldpreise zu gewinnen. Belgische Rennställe
beginnen oft in Frankreich, holländische Rennställe in Deutschland,
skandinavische Besitzer starten in Schweden, Dänemark, Norwegen und
Finnland. Auch italienische Besitzer ziehen es vor, ihre Pferde im
Ausland zu starten. Sogar französische Pferde beginnen immer häufiger
außerhalb Frankreichs ihre Rennkarriere, und das ist genau die Absicht
der Franzosen mit ihren eigens für ihre Rasse reservierten Rennen.
Oftmals starten die besten Pferde eines Landes mehr im Ausland als im
eigenen Land. Darüber hinaus werden viele Pferde jedes Jahr
exportiert. Und immer sind es Züchter, die mit leeren Händen
zurückbleiben. Ihre besten Zuchtprodukte verdienen den größten Teil
ihres Preisgeldes im Ausland, ohne dass Züchterprämien bezahlt werden.
Um ein Beispiel zu nennen, so haben Skandinavier eine große Anzahl
von hervorragenden niederländischen Zuchtprodukten importiert (z.B.
Amour d'Occagnes nach Frankreich, Yucca Boko und Yellow Eden nach
Schweden und Uppercut Flevo nach Norwegen, Vivaldi Flevo und Viper
Acktion nach Finnland) und die Züchter dieser Pferde Zehntausende von
Euro durch nicht ausgezahlte Züchterprämien verloren. Um diesen
Nachteil zu verhindern, haben einige Züchter ihre Zuchtstuten in ein
ausländisches Zuchtbuch übertragen. Es gibt niederländische Züchter
mit deutsch, schwedisch, italienisch und französisch registrierten
Zuchtstuten. Ihre Probleme sind aber auch dann nicht gelöst, falls
ihre Zuchtprodukte im Ausland starten. Das gleiche gilt für Züchter
anderer Länder, Frankreich ausgenommen, wo auch sehr viele Züchter
ihre Produkte in hoch dotierten Rennen im Ausland gewinnen sehen, ohne
Züchterprämien zu erhalten. Die beabsichtigte Förderung nationaler
Zuchten mittels Züchterprämien funktioniert nicht mehr!
Zucht
Gleichzeitig mit dem Sport ist auch die Zucht des Trabers
zunehmend internationalisiert worden. Gefrier- und Frischsperma wird
häufig durch ganz Europa transportiert. In den Niederlanden gab es
2014 nur 21 Deckhengste auf heimatlichen Gestüten, während Sperma von
85 im Ausland befindlichen Hengsten angeboten wurde. Die Züchter
müssen oftmals teure Decktaxen bezahlen, wo von vor allem französische
und schwedische Hengst-Eigentümer profitieren. In der Praxis gibt es
keine Einschränkungen für Hengsthalter, weshalb werden also
Züchterprämien eingeschränkt? Sollte nicht der Hengst-Eigentümer auch
einen Beitrag zur europäischen Züchterprämie leisten, um weitere
Stuten gedeckt zu bekommen? Die Anzahl der Traberfohlen in Europa
nimmt drastisch ab, und dieser Trend muss im Interesse des gesamten
Sports sehr schnell umgekehrt werden. Züchter müssen eine Perspektive
erhalten und Träumen dürfen. Ein Zuchtprodukt gewinnt immer den Prix
d'Amérique, den Elitloppet, den UET-Grand Prix oder einen Betrag von
100.000 Euro, dann wären die Züchter begeistert, wenn sie die
entsprechende Züchterprämie von 60.000, 30.000, 25.000 oder 10.000
Euro erhalten würden! Das wären echte Anreize für die europäische
Zucht, auf die wir uns konzentrieren sollten.
Wetten
Genau wie der Sport und die Zucht, ist auch die Pferdewette
internationalisiert worden. Durch viel größere Wett-Pools im Ausland
sind in den vergangenen Jahren fast alle Wettumsätze auf niederländische
Rennen ins Ausland abgeflossen. Dadurch ist das Preisgeld in den
niederländischen Rennen auf ein unakzeptables Niveau gesunken, das nur
durch Sponsoring Aufrecht erhalten werden kann. Mit niederländischen
Wettumsätzen z.B. auf die schwedische V-75 oder auf den Prix d'Amérique
leisten wir einen Beitrag zum Gedeihen des schwedischen und
französischen Sports, während in den Niederlanden der Sport einer
Depression gleicht. Gleichzeitig leisten die holländischen Wetter ihren
Beitrag für die Züchterprämien in Deutschland, Schweden und
Frankreich. Wir können dies nicht aufhalten, aber wir können die
Einschränkungen bezüglich der Züchterprämien nicht akzeptieren.
Abwärtsspirale
Die Preisgelder in niederländischen Rennen haben einen Tiefpunkt
erreicht und mit ihr die Züchterprämien. Es gibt immer weniger
Pferdebesitzer, und die Verbliebenen kaufen lieber ausländische
Jährlinge, da niederländische Jährlinge nur einen Bruchteil der Kosten
einlaufen. Aus diesem Grund haben viele niederländische Züchter ihren
Stutenbestand entweder verkleinert, züchten mit ausländischen Stuten
oder haben aufgehört zu züchten. Zur Veranschaulichung, die Anzahl der
niederländischen Fohlengeburten ist von 560 im Jahr 2008 auf 187 in
2013 zurückgegangen (127 in 2015). Wegen der geringen Anzahl
von Fohlen werden die Einsätze und die Rennpreise für die klassischen
Rennen im Jahr 2014 nur die Hälfte dessen sein, was noch vor drei
Jahren war. Zukünftig werden sie sich mit hoher Wahrscheinlichkeit
weiter verringern. Dies ist eine Abwärtsspirale, die nicht enden wird,
solange keine Gegenmaßnahmen ergriffen werden. Das gleiche Problem
vollzieht sich in Italien, Deutschland und den skandinavischen
Ländern. Es muss dringend etwas geschehen.
Die Lösung
Es wäre ein großer Anreiz für die Traberzucht, wenn
Züchterprämien an alle europäischen Züchter bezahlt würden. Die
administrativen Probleme könnten gelöst werden. Die nationalen
Organisationen haben die ausländischen Züchter zwar nicht in ihrer
Datenbank, aber sie wissen, in welchem Land der betreffende Züchter
ansässig ist. Die Züchterprämien könnten an die Sport-Organisation des
Landes bezahlt werden, die dann das Geld auf das Konto des Züchters
eines siegreichen Pferdes weiterleitet. Eine andere Möglichkeit wäre,
dass ein Züchter Züchterprämien erhält, wenn er dem Land wohin sein
Pferd ausgeführt wurde, seine IBAN-Nummer mitteilt. Er wird hierfür
eine kleine Bearbeitungsgebühr zahlen müssen.
Kosten
In jedem UET-Land werden Züchterprämien bezahlt. Im Grunde gibt
es keine zusätzlichen Kosten im Zusammenhang mit der europäischen
Züchterprämie. Für einige Rennen, z.B. für die französischen Rennen in
den Niederlanden, gibt es keine Züchterprämien. Falls doch, werden
die Züchterprämien von der Organisation bezahlt, welche die
Provisionen aus dem Wettgeschäft erhält, wahrscheinlich der
Rennveranstalter. Vielleicht kann Europa oder Le Trot diese Kosten
abdecken. Es gibt Länder, die Züchterprämien an eigene Züchter zahlen,
deren Zuchtprodukte im Ausland einen Rennpreis gewinnen. Die
schwedische Organisation zahlt 10 Prozent Züchterprämie auf bis zu
eine Million SEK Renngewinne im Ausland. Frankreich zahlt 20 Prozent
Züchterprämie auf Renngewinne von französischen Trabern in Gruppe I-
und Gruppe II-Rennen im Ausland. Diese Kosten und die zugehörige
Verwaltungsarbeit könnten in Schweden und Frankreich abgeschafft
werden, wenn die europäische Züchterprämie Realität würde.
Fazit
Um die Abwärtsspirale im europäischen Trabrennsport aufzuhalten,
müssen europäische Züchterprämien so bald wie möglich eingeführt
werden. Dies liegt im Interesse aller Beteiligten: Züchter, Besitzer,
Trainer und ihre Mitarbeiter, Dachorganisationen, Wetter und
Wettorganisationen, Journalisten, Trab-Enthusiasten und der
Öffentlichkeit. Aber auch der gesamte landwirtschaftliche und
Business-Bereich rund um den Trabrennsport würde profitieren. Denn es
kommt zur Rettung des gesamten Sports und ist somit von großer
wirtschaftlicher Bedeutung. Wir appellieren an alle UET-Länder,
schnellstmögliche Maßnahmen zu ergreifen bevor es zu spät ist.
Das Ziel der UET sollte heißen: Alle Züchter nehmen an Europa teil!
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2016_08