Überraschung durch Mosaique Face – nicht durch die Blutlinien!
Drei Pferde brachte Lutfi Kolgjini in das Finale des höchstdotierten schwedischen Rennens (4 Millionen SEK) für den Jahrgangszirkel. Er selbst nahm mit dem vorab als am wenigsten chancenreichen Mosaique Face (164:10) Platz – und sollte damit eine goldene Entscheidung getroffen haben. Der Dunkelbraune, der davor in zwei Rennsaisonen – zweijährig ging er nur einen Prämienlauf – gerade ca. 90.000 Euro auf sein Konto bringen konnte, siegte in der von seinem Steuermann gewohnten Manier von der Spitze aus letztlich mehr sicher als nach Kampf in neuer Rennrekordzeit von großartigen 1:12,4 über die 2640-Meter-Distanz. Dies gegenüber Porthos Amok (v. Orlando Vici/Björn Goop), Increased Workload (v. Scarlet Knight/Örjan Kihlström) sowie dem leicht favorisierten letztjährigen (vielleicht auch letzten?) Orsi-Mangelli-Sieger Quid Pro Quo (Yankee Glide/Erik Adielsson), während der als chancenreich angesehene Molle C.D. (v. Scarlet Knight/Daniel Redén) das geschlagene Restfeld anführte. Resultat
Gleich zur Abstammung des Siegers. Wir sehen ein Pferd mit klassischem Star's-Pride-Linebreeding, welches dem Trabrennsport schon so viele Spitzenpferde beschert hat, zusätzlich gespickt mit einer 5x4x3x5-Inzucht auf Super Bowl. Vater Classic Photo scheint ein tatsächlich effektiver Stallion zu sein, dies hat er nun schon in vielen verschiedenen Ländern bewiesen. Vorerst in seiner Heimat USA auf Kentuckiana Farms beschälend, übersiedelte er nach Italien und war in Varennes Heimat Allevamenti Grifone heuer für die vergleichsweise bescheidene Decktaxe von 2.500 Euro aufgestellt. Link Classic Photo In den USA stachen Pferde wie Classic Martine, Springtime Volo, Rossini, Take My Picture, in Italien Oibambam Effe, Polar L.B., Perkins Grif sowie in Schweden die zweijährig so erstaunliche Nugget's Face und nun Derbysieger Mosaique Face heraus.
Die Mutterlinie des frischgebackenen schwedischen Derbysiegers ist eine der klassischen, überwiegend ab der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts enorm produzierenden US-Linien. Jene der Nelly (v. Mambrino Sterley), ist diese manchmal auch unter dem Namen ihrer Tochter Rosa L. (geb. 1889) bekannt. Im Falle von Mosaique Face führt der Zweig zur 1960 geborenen Delicious, der Mutter der sagenhaften Prix d'Amérique-Siegerin Delmonica Hanover (v. Speedy Count, der übrigens ebenfalls aus derselben Mutterlinie stammt!). Über deren Tochter Delmegan bzw. ihrer Enkelin Armbro Megan gelangte dieser Zweig nach Europa, Letztere fohlte 1996 in Italien nach Valley Victory die Stute Zenia LB, Mutter zweier guter Nachkommen. Ihre Tochter Iona LB (v. Supergill) blieb hingegen rekordlos, ihr Erstling Omegan Kronos 1:15,2 (v. Conway Hall), geboren 2008, wurde vierjährig nach Österreich verkauft. Schon der zweite Nachkomme der mittlerweile nach Schweden zu Lutfi Kolgjini exportierten Iona LB war der heurige schwedische Derbysieger Mosaique Face 1:11,4, 2010 gefolgt von dessen rechter Schwester Nah Neh Nah Face 1:16,3. Ein Jahr später fohlte Iona LB einen Hengst nach Kiss Francais namens Oki Doki Face, 2012 kam ein Hengst nach Lavec Kronos zur Welt und hört auf den Namen Patriot Face, der zwei Tage vor dem Derby auf Kolgjinis Auktion für 850.000 SEK den Besitzer wechselte.
Lutfi Kolgjini hatte hier also einmal mehr eine züchterische „Nase”, zumal diese Mutterlinie mit fantastischen Ergebnissen aufwarten kann. Wo soll man hier beginnen? Heuer stach in den USA die fantastische Hambo-Oaks-Siegerin Bee A Magician (v. Kadabra) praktisch auch die Hengste aus und ist dreijährig schon bei 1,7 Millionen Dollar an Gewinnen angelangt. In Nordamerika taten sich 2013 zudem Pferde wie D'orsay, Guccio (beide v. Yankee Glide) oder Frau Blucher (v. Broadway Hall) hervor, in Italien gewann Peter Pan KE (v. Abano As) den GP Presidente della Republica für die österreichischen Interessen des Champion-Besitzerstalles Team Neuhof.
Was davor aus den diversen Zweigen dieser Mutterlinie in die Traberwelt geboren wurde, soll hier aus Platzgründen nur im Schnelldurchlauf erwähnt sein: Angeführt von der gewinnreichsten und wohl auch jetzt schon legendärsten Traberstute aller Zeiten, Moni Maker (v. Speedy Crown), wie auch deren großartige Mutter Nan's Catch (v. Bonefish), über Pferde wie die erwähnte, ebenfalls im Prix d'Amérique erfolgreiche Delmonica Hanover, Hambletoniansieger Park Avenue Joe (v. Speedy Somolli), Yourworstnightmare (v. Defiant Yankee), Delvin G Hanover, Ron B Hanover, Delmegan, Super Way (alle v. Super Bowl), Deliberate Speed, Delvin Kosmos (beide v. Speedy Crown), Armbro Marshall (v. Balanced Image), der nun in Schweden aufgestellte Weingartner (v. Donato Hanover), der ebendort nun so erfolgreiche Panne de Moteur (v. Credit Winner), Rae Boko (v. Pine Chip), die enormen Lantern Kronos, Going Kronos (beide v. Viking Kronos) und Equinox Bi (v. Valley Boss Bi), Jean Bi (v. Super Bowl), Beauty America (v. Pine Chip), Österreichs zehnfacher Deckhengste-Champion – und 3/4-Bruder zu Moni Maker – Awesome Goal (v. Armbro Goal), Incognito Kemp (v. Duran Hanover), Nordin Hanover (v. Texas) oder aber auch der legendäre Pacer-Stallion Direct Scooter.
Es soll an dieser Stelle auch noch auf Mosaique Faces Muttervater Supergill hingeweisen sein. Wie die amerikanischen Züchter gerne und zumeist zurecht sagen, wird ein großartiger Deckhengst ein ebensolcher Muttervater. Bei Supergill gewiss nicht falsch, brachte der Liebling von Roberto Toniatti als Vater der jeweiligen Mutter Pferde wie Corleone Kosmos (2 Millionen US$), Civil Action, Blur (jeweils über 1 Mio. US$) in den USA, Egon Lavec, First Lavec in Schweden, Nadir Kronos, Look MP, Mondiale OK, Occhione Jet in Italien, um nur einige wenige zu benennen.
2013_09