Ready Cash als Deckhengst „unstoppable”
Kürzlich wurde das Critérium des 3 ans in Vincennes gelaufen, neben dem im Februar abgehaltenen Critérium des Jeunes um 200.000 Euro das mit 240.000 Euro höchstdotierte Rennen für die Dreijährigen in Paris. Es gewann der auch beim neunten Antreten unbesiegt gebliebene Hengst Bold Eagle, Zweiter wurde mit Brillantissime ein weiterer Sohn von Ready Cash.
Darauf wollen wir hinaus. Von 14 Teilnehmern im Critérium des 3 ans stammen drei vom gewinnreichsten Franzosentraber aller Zeiten, eben Ready Cash, dessen Comeback wohl auch ein Anreiz für viele Traberfans weltweit ist, am letzten Jänner-Sonntag 2015 am Plateau de Gravelle doch wieder dabei zu sein.
Aber kurz zurück zum „Jeunes”, ein spektakuläres Rennen. Die im Einlauf in Front gezogene Stute Billie de Montfort sah sich einem finalen Angriff des förmlich explodierenden Brillantissime ausgesetzt, doch überging sich dieser dabei (das Video dazu hier), womit die Stute ihren Status als Jahrgangsleaderin bewahren konnte und auch bis zum inoffziellen französischen Derby für Dreijährige zumindest aus monitärer Sicht behielt.
Da war dann aber eben schon Bold Eagle längst auf den Plan getreten und gewann als eigentlich unglaublicher 15:10-Favorit das für ihn gar nicht so unanstrengende Rennen letztlich sehr sicher. Brillantissime wurde Zweiter vor Billie de Montford, womit die ersten drei des französischen Jahrgangs 2011 einzementiert scheinen, da etwa Bird Parker, der dritte Ready-Cash-Sprössling im Rennen, keinerlei Moment hatte.
Lassen wir die Stute nun einmal kurz beiseite und betrachten die drei Nachkommen von Ready Cash. Der Meister selbst steht für eine Decktaxe von 8.500 Euro zur Verfügung, seine beiden Söhne Brillantissime (4.500 Euro) und Bird Parker (2.500 Euro) sind laut aktueller Travronden-Vinternummer 2014 ebenso zur Disposition, hingegen sucht man den um eine angeblich enorme Summe (1 Million Euro?) veräußerten Bold Eagle noch vergeblich, was in Frankreich aber nichts zu bedeuten hat. Es ergeben sich viele interessante Erkenntnisse anhand des Vergleichs:
Bold Eagle
Ready Cash – Reethi Ra Jet – Love You
Mutterlinie: Reveuse (FR)
53% US-Blut / 47% FR-Blut
Brillantissime
Ready Cash – Ivre de Victoire – Buvetier d'Aunou
Mutterlinie: Reveuse (FR)
45% US-Blut / 55% FR-Blut
Bird Parker
Ready Cash – Belisha – Fakir du Vivier
Mutterlinie: Elisa (v. Corsair) (FR)
31% US-Blut / 69% FR-Blut
Auf den ersten Blick fällt sofort auf, dass die beiden Erstplatzierten des größten Dreijährigen-Rennen Frankreichs sowohl vom selben Vater als auch aus derselben Mutterlinie stammen. Das wäre an sich bei dem Riesenaufkommen von etwa 12.000 Traber-Fohlen jährlich in der Grande Nation schon sensationell, tatsächlich sind Bold Eagle und Brillantissime extrem eng verwandt. Die 1988 geborene April Pearl ist die zweite Mutter von Brillantissime und die dritte von Bold Eagle. Dazwischen geschaltet ist eine Mutterstute von Love You, womit bei Bold Eagle der Anteil an amerikanischem Blut weiter ansteigt. Damit dürfte er auch der interessanteste Stallion dieser drei sein, wenngleich sogar sein Trainer Sébastien Guarato von ihm meint, dass er rein vom Exterieur, auch wenn er einer der drei talentiertesten Jungtraber ist, die er je in seinem Training hatte, nicht viel hergibt. Nun ja, vielleicht für französische Ansprüche nicht, es scheint, dass Bold Eagle, trotz seines Muttervaters Love You, der ja ein mehr als stattlicher Normanne ist, aufgrund der voranschreitenden Amerikanisierung seiner Gene dies auch größenmäßig mitbekommen hat, allerdings auch im Speed bzw. der Leistungsfährigkeit an sich. Übrigens ist auch Brillantissime für französische Verhältnisse ein Winzling.
Bold Eagle und Brillantissime scheinen also schon auf den Spuren ihres Vaters zu wandeln, Bird Parker wird trotz herrlichen Namens wohl eher etwas für Fans der französischen Geduld sein (aber man kann sich in der Zucht auch stets irren). An dieser Stelle sollte jedenfalls auch der aus dem ersten Jahrgang von Ready Cash stammende Atlas de Joudes erwähnt sein, der ebenfalls schon Decktätigkeiten nachgeht (um 1.650 Euro!) und, wie auch Bold Eagle, aus einer Love-You-Stute abstammt (was natürlich nur die ersten Anzeichen einer in den nächsten Jahren und Jahrzehnten auf uns zukommenden Love-You-Epidemie auch in Sachen Stutenvater darstellt). Atlas de Joudes besitzt einen knappen Überschuss an Standardbred-Blut (52:48) und geht wiederum auf jene Mutterlinie zurück, die wir erst kürzlich beschrieben hatten (Artikel hier).
Ready Cash bleibt in aller Munde, als Rennpferd wie als Deckhengst, auch wenn aus seinem für heuer geplanten US-Trip nichts wurde. Er reist eben nicht gern, deswegen müssen die Stuten auch in Zeiten von Gefriersamen zu ihm kommen. Eine mehr als herrliche Geschichte, die der Trabrennsport da wieder einmal schreibt, und Ready Cash scheint auch – bislang – als Vererber eine Klasse für sich darzustellen.
2014_12