Mon Bijou RS und Catch me if you can sind die augenblicklichen Stars dieser Linie
Die am 9. April 2019 geborene Stute setzte sich spätestens nach ihrem Sieg im Theodor Mautner-Markhof-Gedenkrennen in der Wiener Krieau an die Spitze des Jahrgangs der Zweijährigen. Wir möchten aus diesem gegebenen Anlass an unseren Artikel von vor sechs Jahren anschließen (zu lesen hier), denn es ist nach wie vor sensationell und keineswegs selbstverständlich, dass sich praktisch Jahr für Jahr Traber aus einer Lipizzaner-Gründungsstute in den Vordergrund schieben. Davon zeugte etwa der Renntag im Trabrennpark Wien-Krieau am 17. Oktober, an dem Mon Bijou RS eben als Zweijährigen-Siegerin hervorging und der fünfjährige Catch me if you can (beide trainiert und pilotiert von Franz Konlechner) einen sensationell starken Ehrenplatz im Graf Kálmán Hunyady-Gedenkrennen erlief, in dem er dem schwedischen Sieger Night Brodde über das Zehnfache seines Preisgeldes vorgegeben hatte.
Diese Linie, die auch schon in der schwedischen Fachzeitschrift Travronden Erwähnung fand, ist mit Sicherheit eine der außergewöhnlichsten weltweit. Es gab natürlich im Laufe der Jahrhunderte der Traberzucht stets eher kurios anmutende Zuchtbemühungen, die jedoch punktuell durchaus von Erfolg gekrönt waren. Man denke etwa an die immer wieder bemühte Verbindung zwischen Trabern und Pacern, die augenblicklich vor allem durch Googoo Gaagaa einen neuerlichen Höhepunkt erlebt, nicht zu vergessen auf den herausragenden Deckhengst Zoot Suit. Ihr Autor erinnert sich auch an den interessanten Versuch in Schweden, als Mack Lobell eine Galopperstute deckte und deren Tochter Crazy Love dann den formidablen Wallach Human Behaviour (v. Spotlite Lobell) mit über 400.000 Euro an Gewinnen brachte. Nachdem man von derartigen Erfolgen jedoch nichts mehr hörte, ist wohl davon auszugehen, dass diese Experimente nicht weiter verfolgt wurden bzw. scheiterten. Weiters könnte man an dieser Stelle noch die Geschichte des russischen Orlow-Trabers Lento erwähnen, der 1953 geborene Schimmel war ein Geschenk von Staatspräsident Nikita Chruschtschow bei einem Staatsbesuch im Jahr 1960 in Finnland. Während der Orlow-Traber außerhalb Russlands mit wenigen Ausnahmen (auch in Österreich sind noch Orlow-Linien im Einsatz) nicht mehr zur Geltung kommt, so war Lento dennoch für Finnland einerseits ein Kuriosum, andererseits setzt sich sein Blut bis heute zu finnischen Spitzentrabern wie An-Dorra (geb. 2017, 1:11,2, über 360.000 Euro Gewinne) fort. Selbstverständlich aber nur als Muttervater, nicht aufgrund der Mutterlinie.
Der Verlauf der Mutterlinie der Helena K ist hochinteressant. Die erste nachweisbare Mutterstute ist Horrenda, geboren in den 1880er-Jahren. Sie war eine Lippizanerstute, auch ihr Vater, der Österreicher Favory, war ein Pferd dieser Rasse. Deren Tochter Helena, die als Galopprennpferd aktiv war, wurde vom österreichischen Traber-Deckhengst Keso (geb. 1890, ein Sohn des amerikanischen Trabers Cupid, der in der K&K Monarchie nach Ungarn exportiert wurde und in dessen Pedigree drei Generationen davor mit Hambletonian 10 der Gründungsvater fast aller heute tätigen Traber bzw. Pacer aufscheint) gedeckt und brachte somit die offizielle Gründungstute dieser Mutterlinie, Helena K, geboren 1914 in Ungarn.
Die Linie schleppte sich weiterführend etwas mühsam und mit wenig namhaften Trabern in den Pedigrees durch die Jahrzehnte mit oftmals nur einer Stute als Verbindung. Eine sicherlich einschneidende Zäsur erfuhr diese Mutterlinie schließlich im Gestüt Schönfeld, in dem die aus der weltbesten Mutterlinie der Medio stammenden Armbro Duke (v. Star´s Pride) sowie Burning Speed (v. Speedy Scot) deckten und so mit ihren starken Genen die Linie pushten. Dann kam Österreichs erfolgreichster Deckhengst aller Zeiten, der Amerikaner Proven Freight, ins Spiel und brachte mit Never Mind sozusagen eine neuerliche Stammstute der Linie; von da an ging es Schlag auf Schlag. Nun ist sie wieder durch viele Stuten bestens aufgestellt und bleibt ein wichtiger Faktor für den österreichischen Trabrennsport.
Der Verlauf dieser Mutterlinie (aus Platzgründen nur die erfolgreichsten Nachkommen bzw. Stuten bezgl. Weitervererbung):
Horrenda (AT) (Lipizzaner) *188- (v. Favory/ Lipizzaner)
Helena (AT) (Galopper) *1891 (v. Pantaloon/ Galopper)
Helena K (HU) *1898 (v. Keso/ Traber)
Iloncza (AT) *1902 (v. Robbie P)
Iris (AT) *1914 (v. Csoka)
Ili (HU) *1920 (v. Lovag II)
Iwa (HU) *1925 (v. Wau Wau)
Chania (AT) *1940 (v. Johannes)
Imperia (AT) *194- (v. Merriemount)
Boris (AT) *1959 (v. Condottiero), Derbysieger 1963
Jovanka (AT) *1955 (v. Ural)
Du (AT) *1967 (v. Armbro Duke)
Du Burning (AT) *1976 (v. Burning Speed)
Never Mind (AT) *1987, (v. Proven Freight)
Super Mind (Stute, AT) *1997, 1:14,1 – 199.121 EUR (v. Super Arnie), Derbysiegerin 2001
Lemon Mind (Hengst, AT) *2006, 1:13,6 – 36.435 EUR (v. Lemon Dra)
Belle De Jour (Stute, AT) *2007, 1:15,8 – 11.836 EUR (v. Toss Out)
Brima Ballerina (Stute, AT) *2019 (v. Lovely Lidob)
Super Brandy (Stute, AT) *2009, 1:13,6 – 36.880 EUR (v. Brandy Dei Fiori)
Piccolo (Hengst, AT) *2018 (v. Light Kronos)
Abbaco´s Prime (Hengst, AT) *2019 (v. Alv Peacepipe)
Victory Mind (Stute, AT) *2010, 1:16,0 – 10.365 EUR (v. Uronometro)
Super Hall (Stute, AT) *2013, 1:13,7 – 50.833 EUR (v. Algiers Hall)
Super Speed (Stute, AT) *2014, 1:15,5 – 2.880 EUR (v. Edu´s Speedy)
Velocita Massima (Stute, AT) *2000, 1:15,9 – 22.600 EUR (v. Dale Qui)
Catch me if you can (Hengst, AT) *2014, 1:14,2 – 48.382 EUR (v. Alv Peacepipe)
Mon Bijou RS (Stute, AT), 2019, 1:17,2 – 7.390 EUR (v. Light Kronos)
Arnie´s Mind (AT) *2001 1:13,8 – 213.181 EUR (v. Super Arnie), Derbysieger 2005
Soni Mind (AT) *2007 (Stute, AT) o.R. (v. Super Arnie)
Ecoturbina (Stute, AT) *2014, 1:15,7 – 20.752 EUR (v. Up di Poggio)
Lady Jazz (Stute, AT) *2017, o.R. (v. Jazz Real)
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