Eine internationale Senkrechtstarterin
Auch ein Timoko, augenblicklich als das kompletteste Trabrennpferd Europas apostrophiert, kann einen schlechten Tag haben. So gesehen in Paris-Enghien am 18. April, als er im mit 200.000 Euro dotierten Prix de l’Atlantique mit Rang drei vorlieb nehmen musste. Besiegt von zwei Stuten aus dem Trainingsquartier von Fabrice Souloy, der Schwedin Moving On sowie der Italienerin Princess Grif. Der Italiener Robert Bi fügte sich in der Weltklasse bestens ein, war als Vierter ohne freie Fahrt ausgezeichnet dabei.
Bleiben wir aber bei der Siegerin. Sie stammt aus dem ersten Jahrgang (2009) des in Schweden auf Broline deckenden Amerikaners Quite Easy, der ein hochinteressantes Pedigree besitzt. Er ist für einen Sohn von Andover Hall vergleichsweise klein (mit 156 cm Stockmaß zählt er zu den kleinsten Stallions in Schweden), zudem ist er eines jener Beispiele eines Top-Trabers, bei dem sowohl Vater- als auch Muttertier aus der gleichen Mutterlinie stammen, in diesem Fall aus jener der Medio; die beiden Stränge treffen sich bei der legendären, 1926 geborenen Miss Bertha Hanover. Wir möchten an dieser Stelle auf unseren diesbezüglichen Artikel verweisen.
Quite Easy gilt in Schweden bislang als absoluter Stuten-Vererber, seine fünf erfolgreichsten Nachkommen sind weiblichen Geschlechts. Dagegen hält aber etwa der finnische Derbysieger des Jahres 2013, Quite An Avenger 1:10,2 – 340.204 EUR Gewinne.
Moving On stammt aus der schnellen Rennstute Kings Blondie 1:12,2, deren Erstling Moving On ist. 2011 brachte sie einen Hengst namens King Sir Kir nach Make It Happen, der bei weitem nicht so erfolgreich wie seine Schwester ist. Erst 2014 fohlte Kings Blondie wieder ab, diesmal einen Hengst wieder nach Quite Easy.
Die Nachkommenschaft der Mutterlinie in Schweden ist insgesamt eher durchwachsen, einige punktuelle Erfolge sind allerdings schon auszumachen. Tatsächlich haben wir es hier einmal mehr mit einer der großen „M”-Mutterlinien der nordamerikanischen Traberzucht zu tun, mit jener der Mamie. Dieser Zweig fand 1927 Eingang in das schwedische Gestütsbuch mit dem Import der US-Stute Medina, geboren 1921. Aus dieser Mutterlinie stammt u.a. ebenfalls ein absoluter schwedischer Top-Star, Allzeit-Weltrekordler Sebastian K. 1:07,7.
Das Pedigree von Moving On weist keine Inzucht in den ersten drei Generationen auf, über ihren Muttervater Ride The Night wie auch über den weiter hinten im Pedigree zu sehenden Train Bloc führt sie etwa 10% französisches Blut in ihren Adern. Nun sind sowohl Ride The Night als auch die weiteren Mutterväter Mr Novak und auch der Franzose Train Bloc (mit Ausnahme von Charme Asserdal) keineswegs als nachhaltige Deckhengste in Erinnerung, umso erstaunlicher ist, dass die Zusammenkunft der zwei großen US-Mutterlinie Medio und Mamie eine derartige europäische Spitzenstute hervorbringt.
Abschließend noch eine kurze Zusammenfasung der Rennkarriere von Moving On. Die Stute wurde 2011 schon sehr früh zweijährig in einem „Premielopp” vorgestellt, dann dauerte es wegen allerlei kleiner Krankheiten allerdings fast ein Jahr, bis sie wieder auf die Bahn kam. Im Juni 2012 folgte dann der erste Sieg, dem noch weitere drei folgen sollten. Die herausragende Leistung war aber sicherlich ihr dritter Platz im E3-Stutenfinale knapp zu Mousse und System Performance in starken 1:11,6 über 1640 Meter.
Die im gemeinsamen Besitz des schwedischen Trainers Claes Svensson und Marie Nilsson stehende Moving On wurde nach einer für ein Pferd mit diesen Veranlagungen mäßigen Saison von ihren Besitzern nach Frankreich zu Meistertrainer Fabrice Souloy überstellt, ein doch ungewöhnlicher Schritt. Der sich lohnen sollte. Moving On startete seit Jänner 2014 stets auf den Pariser Bahnen Vincennes oder Enghien bis dato in 16 Rennen, gewann davon – bis auf eine Ausnahme mit Franck Nivard im Sulky – neun und war weitere vier Mal platziert. Sie verbesserte ihren Rekord auf 1:11,3 und, viel wichtiger, schraubte ihre Gewinnsumme auf 538.316 Euro, wovon sie nicht weniger als 449.850 auf den Bahnen der Grande Nation verdiente. Der Siegerscheck aus dem „Atlantique” von 90.000 Euro war der höchste in ihrer bisherigen Karriere.
2015_04