For Pleasure As trabt für österreichische Interessen 1:09,7
Der Elitloppet 2014 brachte – neben unglaublichen Rekordverbesserungen – mit Timoko (über sein Pedigree lesen Sie bitte hier) einen würdigen Sieger, der vor dem mittlerweile in Großevents „ewigen Zweiten” (Derby, Elitloppet) Panne de Monteur reüssierte. Hervorgehoben sollen auch die Leistungen der dritt- bzw. viertplatzierten Pferde Delicious und Pasca’ Lest sein, vor allem letzterer zeigte mit einer aussichtslosen Startnummer enorme Leistungen.
Wir wollen uns jedoch mit einem Pferd aus dem Rahmen des Elitloppet-Wochenendes beschäftigen. Und zwar mit dem deutsch gezogenen For Pleasure As, der in österreichischem Besitz steht, den Vormittags-Lauf des Sonntags in 1:09,7 gewann und dabei nur hauchdünn am absoluten deutschen Rekord (Classic Grand Cru lief 1:09,6 mit Björn Goop als Vorlauf-Vierter zu Commander Crowe, Arch Madness und Oyonnax im Vorlauf zum Elitloppet des Jahres 2012) vorbeischrammte.
Doch der Reihe nach. For Pleasure As wurde von Alwin Schockemöhle gezogen, kam 2009 zur Welt und ein Jahr später in den Ring der Berliner Derby-Auktion. Für 9.000 Euro wechselte der Abano-As-Sohn in österreichischen Besitz, Walter Bauer, Mario Huber und Stefan Reiss erhielten den Zuschlag. Der Hengst betrat im Mai 2012 dreijährig erstmals die Bahn und blieb zweimal siegreich, sein Potential zeigte der von Beginn an bei Conrad Lugauer in Schweden vorbereitete Braune letztendlich vierjährig, als er mit dem Trainer im Sulky als 490:10-Außenseiter in einem Vierjährigen-Bewerb in Solvalla 1:12,2 über 2140 Meter zu Chelsea Boko und Digital Ink zeigte (hinter sich ließ er dabei Pferde wie Magic Tonight, Beer Summit oder Indigious), davor heimste er mit einem Ehrenplatz im Sommartravets Final in Rättvik mit 180.000 Schwedenkronen seinen bislang wertvollsten Gewinn ein, diesmal mit Jorma Kontio im Sulky. Heuer lief es bislang unterschiedlich, auf Top-Leistungen folgten dis.-Formen, doch mit dem aktuellen Sieg in grandioser Zeit ist augenblicklich wohl alles eitel Wonne.
Wir sprachen nach dem Rennen mit Walter Bauer, der im Gegensatz zu Mario Huber und Stefan Reiss nicht in Solvalla weilte und den Rekordlauf via Internet beobachtete, über Höhen und Tiefen im Trabrennsport; der Großzüchter meinte schelmisch, dass er vereinzelt doch auch Glück habe und bezog sich dabei auf die 9.000 Euro, die For Pleasure As auf der Auktion kostete (auf derselben Auktion wurde etwa der Diamond-Way-Sohn Keeper As um 94.000 Euro verkauft, der bislang rund 4.400 Euro verdiente). For Pleasure As hat bislang rund 60.000 Euro gewonnen und ist selbstverständlich mit seinen superben Blutlinien und dem tollen Rekord auch ein Deckhengst von morgen.
Womit wir bei seinem Pedigree angelangt sind. For Pleasure As ist ein Sohn von Abano As, des gewinnreichsten deutschen Trabers aller Zeiten mit rund 2,2 Millionen Euro an Preisgeldern und einem Rekord von 1:10,2. Der Höhepunkt der fantastischen Rennkarriere des Dylan-Lobell-Sohnes war – neben den Siegen im Deutschen Traber-Derby, GP Orsi Mangelli und Grand Prix de’l UET – natürlich der Erfolg im Prix d’Amérique des Jahres 2003 mit Jos Verbeeck im Sulky, im Jahr darauf wurde er zudem Zweiter zu Kesaco Phedo in diesem „Rennen der Rennen”.
Als Deckhengst brachte Abano As bislang drei Derbysieger, Zar As und Lobell Countess in Deutschland sowie Clint W Boko in den Niederlanden. Zudem sollen Pferde wie der italienische GP-Sieger Papandreu oder die deutschen Seriensieger Banks und Abano H erwähnt sein. Abano As deckt seit 2013 in Holland, Züchter Alwin Schockemöhle verkaufte kürzlich seinen Anteil an dem Hengst an den Amsterdamer Immobilienkaufmann Peter S. ter Borgh.
Großartig präsentiert sich die Mutterlinie von For Pleasure As. Es ist jene der Medio und also erfolgreichste maternale Linie der Welt (siehe dazu auch hier). Hier soll ein kurzer Rückblick auf die Geschichte gestattet sein. Der Ruf einer der größten Zuchtfarmen der Welt, Hanover Shoe Farms, geht einher mit einem Namen: Miss Bertha Dillon. Als Hanovers Mastermind Lawrence Sheppard die Stute im Jahr 1926 kaufte, war sie bereits 12 Jahre alt, doch sie hatte glücklicherweise ihre großen Erfolge noch vor sich. Und sie etablierte eine Linie, die so erfolgreich war, dass sie schnell unter dem Namen „Hanover family” bekannt wurde.
Über Miss Bertha Dillons Tochter Miss Bertha Hanover (*1926) und weiterführend über Charm Hanover (*1936), Charming Hanover (*1960), Charmette Hanover (*1966) sowie Connie Lobell (*1973) führt der Weg zur 1990 geborenen Speedy-Crown-Tochter Dashing Doreen. Die rekordlose Stute wurde von Alwin Schockemöhle importiert, schon zweijährig mit Diamond Way bedeckt, 1993 kam Doreen As zur Welt (die nach anfänglichen Erfolgen wie etwa Dino As von Schockemöhle – wie auch ihre Mutter – zwischenzeitlich nach Italien exportiert wurde), die über ihre Tochter Frill Aas zu For Pleasure As führt.
Frill Aas wurde 2002 in Italien geboren und brachte dort die Stute Onore Sas (*2008), bevor sie ein Jahr später eben den deutsch registrierten For Pleasure As zeugte, beide nach Abano As. Danach wurde Frill Aas trächtig von Diamond Way nach Österreich zum Stall Venus exportiert, wo sie 2011 den Hengst Diktator Venus zur Welt brachte, der bislang jedoch noch nicht die Bahn betrat. Frill Aas scheint nicht einfach trächtig zu bekommen sein, seither wurde kein Fohlen geboren; heuer wurde sie mit Light Kronos bedeckt.
Noch ein Wort zum Muttervater von For Pleasure As, Pine Chip, der sich als einer der besten Mutterväter im aktuellen Trabrennsport etabliert hat. Der legendäre Arndon-Sohn, Erzfeind von American Winner auf der Rennbahn, Weltrekordhalter, Vater zweier Hambletoniansieger (Scarlet Knight, Chip Chip Hooray), seit Jahr und Tag in Schweden auf Broline deckend, ist u.a. Muttervater von Pferden wie Adrian Chip (v. Andover Hall), Broadway Schooner (v. Broadway Hall), Cedar Dove (v. Andover Hall), Creamy Mimy (v. Conway Hall), Mr Pine Chip (v. S J’s Caviar), Muscle Massive (v. Muscles Yankee), Snow White (v. Self Possessed) in den USA sowie Danae F Boko (v. Ken Warkentin), Going Kronos (v. Viking Kronos), Lantern Kronos (v. Viking Kronos), Libeccio Grif (v. Andover Hall), Lover Power (v. Supergill), Order By Fax (v. Viking Kronos), Prussia (v. Ken Warketin), Skully Gully (v. Yankee Glide), Unforgettable (v. Diamond Way), Yarrah Boko (v. Coktail Jet) sowie Zola Boko (v. Goetmals Wood) in Europa. Aufgrund dieser Liste zeigt sich auch sehr schön, dass Pine Chip als Muttervater mit sämtlichen Hengstelinien erfolgreich ist.
2014_06