Aladin d’Ecajeul und Ustinof du Vivier sind die aktuellen Franzosenstars
Berichteten wir kürzlich von Moving On als neuer Starstute aus Schweden, so gilt es nun über zwei Traber zu schreiben, die aus Frankreich kommen und dort zu größten Hoffnungen Anlass geben. Wobei Aladin d’Ecajeul ja schon ein durchaus bekanntes (Jahrgangs)-Gesicht ist, hingegen stieg Ustinof du Vivier in den letzten Wochen sprichwörtlich wie Phönix aus der Asche. Beider letzte Leistungen beim Verfassen dieser Zeilen waren großartig, Aladin siegte am 26. April im Criterium Vitesse de Basse Normandie in Argentan (Gr. II/100.000 EUR) in 1:09,8 über die Meilendistanz mit Eric Raffin in tollem Stil vor Pascia’ Lest und Univers de Pan, Ustinof spielte sich ebenfalls mit der Gegnerschaft, dies im Prix Kerjacques (Gr. II/120.000 EUR) am 1. Mai in Vincennes mit Matthieu Abrivard in 1:13,3 über 2700 Meter. Auf den Plätzen überraschten Olmo Holz und Uppercut de Manche, im geschlagenen Feld landeten keine Geringeren als Timoko oder eben auch Moving On, beide nach wenig glücklichen Rennverläufen.
Was haben die beiden Franzosen aus Sicht des Pedigrees gemeinsam? Auf den ersten Blick fällt sofort auf, dass beide aus der Linie des großen Champions Coktail Jet stammen. Aladin d'Ecajeul kommt von dessen Sohn Quaker Jet, der als einer der Stammhalter seines Vaters gilt, Ustinof du Vivier stammt von dessen Sohn Look de Star, der sich nunmehr in den Top-10 der Vaterpferde Frankreichs etabliert und auch in vielen anderen Nationen Top-Traber gebracht hat (dazu eine Tabelle). Quaker Jet deckt um 4.500 Euro, Look de Star kostet insgesamt etwas über 3.000 Euro.
Der vielfache französische Vaterpferde-Champion Coktail Jet brachte in aller Herren Traberländer fantastische Nachkommen, von denen sein Sohn Love You eine absolute Ausnahmestellung als Stallion in Europa genießt. Eine Auflistung der erfolgreichsten Cocktail-Jet-Nachkommen findet man hier. Der Quouky-Williams-Sohn aus der reinen Amerikanerin Armbro Glamour ist aber schon jetzt auch ein großartiger Muttervater, Nachkommen wie Texas Charm (v. Cygnus d’Odyssee), Napoleon Bar (v. Varenne), Infinitif (v. Pine Chip), Anastasia Fella (v. Goetmals Wood), Uppercut de Manche (v. Neutron du Cebe) Africaine (v. Oiseau de Feux), Trotting Race (v. Goetmals Wood), Perlando (v. Giant Cat), Amazon AM (v. Gigant Neo), Olivia Jet (v. Halimede), Quido du Goutier (v. Extreme Dream), Quille Castelets (v. Kaiser Soze) oder der ehemalige österreichische Zweijährigen-Star Ganador (v. Andover Hall) zeugen dafür. An dieser Auflistung sieht man sehr gut, dass sich Coktail-Jet-Stuten mit praktisch jeder Hengstelinie bestens vererben.
Aladin d’Ecajeul ist jedenfalls ein heißer Kandidat auf den Sieg im Elitloppet in Solvalla am 31. Mai und trifft hier unter anderem auf seinen französischen Widersacher Timoko, seinerseits Titelverteidiger in der Sprinter-WM. Im Gegensatz etwa zu seinem Alterskollegen Atlas de Joudes war Aladin d'Ecaujeul bislang nicht als Deckhengst inseriert, Ustinof du Vivier kommt als Wallach dafür gar nicht in Betracht.
Was schade ist, da Ustinof du Vivier aus einer hochproduktiven Mutterlinie stammt, jener der auf die US-Amerikanerin Laura Logan (*1868) zurückgehende, die vor allem in Frankreich, aber auch etwa in Neuseeland herausragend produzierte. Eine detaillierte Geschichte dieser Mutterlinie kann man in unserem Artikel über Texas Charm aus dem Jahr 2013 nachlesen. Aladin d’Ecajeul stammt hingegen aus einer europäischen Mutterlinie, aus jener der 1887 in Frankreich geborenen Mademoiselle de Valognes, deren Mutter Miss Bird, wie so oft bei Trabern, beiderseitig auf Galopper zurückgeht. Diese Mutterlinie kann sich bei weitem nicht vergleichen mit jener von Ustinov du Vivier, vor den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts war praktisch Sendepause, dann kamen vereinzelt Erfolge, erster echter Top-Star war schließlich in den 80ern die Stute Reussite de Rozoy (v. Chambon P). Es folgte der Euro-Millionär Balou Boy (v. Moscantido), Aladin d’Ecaujeul dürfte aber nun das absolute Highlight dieser maternalen Linie, die ausschließlich in Frankreich Sieger in gehobenen Rennen brachte, sein. Schön jedenfalls, dass sich der fünfjährige Fuchs im Elitloppet der internationalen Konkurrenz stellt, einen Farbtupfer stellt er aufgrund seines prachtvollen Kleides in jeden Fall dar.
2015_05