Ein Tribut an eine Traber-Königin
Eines der besten und bekanntesten Trabrennpferde der Welt ist 27-jährig im Gestüt Broline in Schweden eingegangen. Queen L. war eine Ausnahmeerscheinung im Trabrennsport, sowohl aufgrund ihrer Blutlinien, ihres Exterieurs und vor allem aufgrund ihrer enormen Rennlaufbahn. Diese zog ab vierjährig so richtig an, da gewann die Fuchs-Stute neben dem Stochampionatet das S:t Leger und vor allem das Svenskt Trav Derby. Sechsjährig pirschte sie sich mit einem jeweils dritten Platz in Prix de Belgique und Prix d’Amérique an die absolute Weltspitze heran, 1993, siebenjährig, sollte dann ihr großes Jahr werden. Mit Stig H. Johansson gewann sie dank fulminantem Speed den Prix d'Amérique vor Außenseiter Ukir de Jemma, Vourasie und Favorit Sea Cove, dahinter platzierten sich namhafte Pferde wie Uno Atout, Ténor de Baune, Brendy oder Kit Lobell.
Geradezu sensationell war dann das Gastspiel der amtierenden Prix d’Amérique-Siegerin im Graf Kálmán Hunyady-Gedenkrennen im selben Jahr in der Wiener Krieau (aus Angst vor zu hohen Wetteinsätzen hatte man Queen L. kurz vor dem Renntag aus den Wetten genommen…). Auch diese Aufgabe meisterte sie selbstverständlich souverän.
Die eisenharte Stute war bis neunjährig (Sieg im Prix de France) auf höchster Ebene erfolgreich, gewann 46 ihrer 82 Lebensstarts (56% Siegerschnitt) und bei einem Rekord von 1:12,8 die erkleckliche Summe von 17.470.695 Schwedenkronen, was sie zur zweiterfolgreichsten schwedischen Stute aller Zeiten nach Ina Scot (über 20 Mio. SEK) machte.
Queen L., die exterieurmäßig ein kleines, sehr flaches Pferd war, stammte auf der Vaterseite vom schwedischen Elitehengst Crowntron ab, Muttervater war der in Schweden so erfolgreiche Franzose Tibur. Queen L. war also ein weiteres „franko-amerikanisches Wunderpferd” der schwedischen Trabrennzucht der neunziger Jahre. Ihre Mutterlinie ist eine europäische, jene der in den späten achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts geborenen dänischen Stute Frigga. Diese Mutterlinie vererbte ihre Höhepunkte fast ausschließlich in den skandinavischen Ländern, augenblickliche Höhepunkte sind Pferde wie On Track Piraten oder der heurige dänische Derbysieger Stand and Deliver.
Die Nachkommen von Queen L. konnten nicht an die Erfolge ihrer Mutter anschließen, erwähnt soll aber doch sein, dass etwa ihr Sohn Prince L. 1:13,3 (v. Varenne) in Schweden als Deckhengst Verwendung findet und einige ihrer Enkel vor allem in Norwegen erfolgreich laufen. Nachkommen Queen L.
Für den Autor dieser Zeilen bleibt Queen L. stets in besonderer Erinnerung. Am Tag vor dem Prix d’Amérique 1993, als die meisten Besucher des Trainingszentrums Grosbois zu Favorit Sea Cove strömten und dessen Box belagerten, konnte er sich in aller Ruhe ein Bild der angenehmen Stute machen, nur ein schwedisches Fernsehteam war noch anwesend. Tags darauf sollte nach der Zieldurchfahrt der Rummel über Queen L. hereinbrechen...
Queen L. hatte im Alter vor allem Probleme mit den Augen, sie konnte auf Broline nur bei Dunkelheit auf die Koppel, da sie das Sonnenlicht schmerzte. Möge sie nun in Frieden über die ewigen Koppeln traben.
2013_12