Ein Hengst mit höchst interessantem Pedigree
Der Renntag am 6. Oktober in der Wiener Krieau mit dem 114. Graf Kálmán Hunyady-Gedenkrennen stand unter keinem allzu guten Stern. Dabei hatte es im Vorfeld des Traditionsrennens mit 32 Vorausnennungen international interessanter Pferde gut ausgesehen. Bei Nennungsschluss sprangen dann leider noch einige Besitzer bzw. Trainer ab, so dass ein Feld von acht Pferden stehenblieb, das sich qualitativ noch sehen lassen konnte. Ein paar Tage vor dem Rennen drang durch, dass der Holländer Your Love Lois wegen Atemwegsproblemen nicht starten würde können, kurz vor dem Renntag wurde dann auch noch der heuer schon so erfolgreiche Top of the Rocks lahm.
Nur sechs Pferde gingen also auf die Reise über die 2600-Meter-Distanz, es entwickelte sich ein durchaus ansehnliches Rennen mit einem Sieger, der in Rennrekordzeit gewann. Bei 1:13,8 blieben die Uhren für den schwedischen Hengst Freeman T.Porter stehen (der Deutsche Time of Change hatte 2003 in selbiger Zeit reüssiert, damals allerdings auf 2300 Meter). Ergebnis des Rennens
Somit gleich zum Pedigree des Triumphators. Dieser trug sich in eine illustre Siegerliste ein, die in etlichen Jahren absolute Europa- respektive Weltspitze repräsentierte (beginnend 1898 mit Princess Nefta über Pferde wie Hazleton, Walter Dear, Permit, Gélinotte, Eileen Eden, Florestan, Ejakval bis hin zu Meadow Road, Giesolo de Lou oder Opal Viking). Er schloss damit vor allem an jene Zeit von Hunyady-Gewinnern an, in der der Siegeszug der franko-amerikanischen Zucht in Schweden ihren ersten Höhepunkt erreichte, namentlich mit Pferden wie Piper Cup oder Queen L.
Freeman T.Porter stammt vom 1998 geborenen Franzosen Korean ab, ein dekorierter klassischer Sieger in seiner Heimat und mit gut 67% Franzosenblut versehen. Der Hengst startete seine Gestütskarriere 2003 und war ein beliebter Stallion, wie seine Geburtsziffern in Frankreich seit damals belegen (613 Nachkommen bis 2013). Für diese Anzahl an Fohlengeburten nehmen sich seine erfolgreichsten französischen Nachkommen insgesamt verhalten aus, drei davon schafften es bis um die 400.000-Euro-Gewinnmarke, Rachmaninov Seven, Quitus du Mexique sowie Talina Madrik. Aber da gibt es natürlich noch sein schwedisches Aushängeschild Sebastian K., ein Vollkracher erster Güte, der auch augenblicklich den stärksten Gegnern auf der Tour das Fürchten lehrt und bislang bei 15,8 Millionen Schwedenkronen an Gewinnen bei einem Rekord von 1:09,0 angekommen ist. Nach Sebastian K. und Zlatan Blou (3 Mio. SEK) ist Freeman T.Porter nach dem Hunyady-Sieg der nunmehr drittgewinnreichste schwedische Nachkomme seines Vaters, der heuer in Schweden gerade einmal 4 Stuten zugeführt bekam, aber natürlich in Frankreich – nach wie vor im Haras de Ginai – deckt (dies in durchaus illustrer Gesellschaft).
Die Mutter von Freeman T.Porter ist die deutsch gezogene Lion Chica, wie Korean 1998 geboren. Sie besteht zu 100% aus US-Blut (und führt weiters auf die grandiose Mutterlinie der Minnehaha zurück), womit sich die Verteilung beim Star unserer Abhandlung umdreht, Freeman T.Porter ist zu 67% Standardbred und rund 33% französisch gezogen. Lion Chica war ein passables Rennpferd mit rund 30.000 Euro an Gewinnen und wurde praktisch mit dem Umzug ihres Trainers Conrad Lugauer nach Schweden ebendorthin exportiert. Vorerst frankophil gedeckt (bislang erfolglose Nachkommen von Ganymède und Jeanbat du Vivier im Gegensatz zu Freeman T.Porter), bekam sie danach die von Lugauer tranierten Deutschen O'Connor sowie Copper Beach als Partner zugeführt, beide aus der Hengstelinie von Diamond Way. Diese Nachkommen sind nun zweijährig bzw. heuer geboren.
Alleine der direkte Zweig der Mutterlinie von Lion Chica ist unglaublich erfolgreich. Die Nachkommenschaft ihrer dritten Mutter Viva Hill (geb. 1968) umfasst Traber oder Stallions wie Crown's Cristy (v. Speedy Crown), Victory Dream (v. Valley Victory), Dream Vacation (v. Pine Chip), Liberty Balance (v. Balanced Image) oder zuletzt Struck By Lindy (v. Explosive Matter), um nur wenige zu benennen. Und um den Kreis nach Österreich zu schließen, sei an die importierte Amerikanerin Mystic D.D. (v. Mystic Park) erinnert, Mutter des Zuchtrennsiegers Blue Mystic (v. Oaklea Bluejay) sowie der viel zu früh eingegangenen Ausnahmekönnerin Mystic (v. Super Arnie).
Im Siegerinterview nach dem Hunyady meinte Conrad Lugauer, dass Freeman T.Porter zwar schon Klasse in Frankreich bewiesen hätte, er aber heuer noch nicht etwa ins Wintermeeting nach Vincennes mit ihm gehen möchte. Der Hengst schien ihm schon im Vorfeld des Starts recht unruhig, sodass man nun einmal ein wenig abwarten wolle und vorerst in den Divisionsrennen in Schweden bleiben möchte.
2013_10