Das Geheimnis seines Erfolges war …
… sein Pedigree. Keinen Schatten auf die Leistungen des Hengstes warf die Nachricht der Verurteilung seines Trainers Nils Enqvist, bei dem Anabole Steroide gefunden wurden und der 2011 für 15 Jahre von sämtlichen Aktivitäten im Trabrennsport gesperrt wurde, denn die schwedischen Dopingjäger ließen sich Haare von Opal Viking schicken und er war einwandfrei dopingfrei.
Bei 113 Starts gewann er 54 Rennen und war 20 Mal platziert, dies bei einem Rekord von 1:10,6 und rund 2,5 Millionen Euro an Gewinnen. Er ist sechstgewinnreichstes schwedisches Trabrennpferd, startete drei Mal im Prix d´Amérique und war dabei 2008 Zweiter zu Offshore Dream. Eine besondere Rolle spielte das ungemein sympathische Pferd auch in Österreich als zweifacher Sieger des Hunyady-Gedenkrennens, als jahrelanger Rekordhalter in der Krieau sowie als Sieger in der Badener Meile.
Opal Vikings Pedigree ist ein Paradebeispiel für jene, die sagen, der Hengst sei ein Zufallsprodukt. Sein Vater, Turnpike Taylor, bis auf Opal Viking mehr oder weniger eine Nullnummer in der Zucht, seine Mutter, Zippelina Coeur, gewann umgerechnet nicht einmal 7.000 Euro.
Aber darauf kommt es eben nicht an. Opal Vikings Pedigree ist ein absolutes Paradebeispiel, wie ein erfolgreiches Pferd gezüchtet sein muss (auch wenn es dem Züchter selbst vielleicht gar nicht bewusst war). Zahlreiche vergleichende Artikel erschienen in Schweden zur Vererbungsleistung von Vollbrüdern wie etwa Pershing/Messerschmitt, Florida Pro/Florida Sun oder eben Speedy Somolli/Lord Of All, die letztlich nichts anderes erbrachten, als dass das bessere Rennpferd die besseren Stuten erhält und somit auch der deutlich bessere Vererber ist. Den wirklichen „nick” am untenstehenden Pedigree sieht der erfahrene Züchter auf den ersten Blick, in diesem Fall die Blutzusammenführung der beiden rechten Brüder Speedy Somolli und Lord Of All (wobei dies der Idealfall der Anschaulichkeit ist, es könnte z.B. auch durchaus zwei Mal Speedy Somolli oder Lord Of All sein). Zudem gesellt sich ein idealer Background, nämlich jener der US-Mutterlinie von Jessie Pepper, die als viertbeste der Welt gilt – ohne eine starke Basis funktioniert auch das beste Zuchtmuster selten!
Nun darf man aber keineswegs das Pedigree eines erfolgreichen Rennpferdes mit dem eines Deckhengstes gleichsetzen. Opal Viking war schon aufgrund seines erfolglosen Vaters mehr oder weniger zum Scheitern als Deckhengst verurteilt. Eine absolute Chance hätte sich für ihn ergeben, als er 2014 überraschend von Johann Hochstaffl auf seinem Stall Venus (wo auch der aus einem No-Name-Pedigree stammende Edu´s Speedy zum Champion aufstieg) als Stallion angeboten wurde, sich aber schnell als absolut steril erwies, womit sein Schicksal als endgültig Deckhengst besiegelt war.
Wir geben an dieser Stelle einen Artikel unseres Lesers, Veterinär Dr. Manfred Wegener aus Berlin, wieder:
Nils Enqvist des Dopings überführt
(mw) Kolmården, Donnerstag, 19. Mai 2011. Ein Donnerschlag erschüttert Schwedens Trabergemeinde kurz vor ihrem größten Fest, dem Elitloppet-Meeting, und äußerst ungemütliche Wochen dürften dem jovialen „Wikinger“ Nils Enqvist bevorstehen. Der Amateurtrainer aus Kolmården in der Nähe von Norrköping gab am Donnerstag gegenüber der lokalen Gazette Norrköpings Tidningar zu, seine Pferde wissentlich mit unzulässigen Medikamenten (vulgo Doping) behandelt zu haben.
Bei einer der Routinekontrollen, die eine Kommission des Svenska Travsportens Centralförbund (STC) landesweit Jahr für Jahr bei allen Trainern mehr oder weniger häufig unangemeldet durchführt, waren bei dem durch Opal Viking europaweit berühmt gewordenen 50jährigen, auf dessen Trainingsliste noch 14 Pferde stehen (darunter auch der zur Zeit in Italien deckende Opal Viking), Spritzen und Kanülen gefunden worden. In denen sowie in zwei der angeordneten Dopingproben war das anabole, Muskeln aufbauende Steroid Stanozolol nachgewiesen worden, das durch Ben Johnsons aberkannten Olympiasieg 1988 weltweit traurige Berühmtheit erlangt hat. Ein weiteres Pferd wies Spuren von Metacarbamol, einem Schmerzmittel, auf, die Proben der übrigen zehn Traber werden derzeit noch untersucht. Sämtliche Medikamentationen waren nicht ins Medikamentenbuch eingetragen worden, wobei anzumerken ist, dass Behandlungen mit Anabolika bei Pferden in Skandinavien grundsätzlich nicht und eigenmächtiges Verabreichen von Injektionen nur in absoluten Ausnahmefällen mit tierärztlicher Begründung gestattet sind.
„Das war saudumm von mir“, gestand der „Selfmade-Trainer“, der erst mit Opal Viking stärker in den Trabrennsport eingestiegen ist, gegenüber der Zeitung, „ich wollte die jungen Pferde, die an den Knien behandelt worden waren, einfach nur beim Heilungsprozess unterstützen.“
Ins Gerede kommen nun natürlich auch die Leistungen von Opal Viking, mit 24,4 Millionen Kronen an Gewinnen Schwedens viertgewinnreichster Traber aller Zeiten, wobei Enqvist beteuert, seinen Crack nie mit Anabolika behandelt oder sonstwie gegen Dopingbestimmungen verstoßen zu haben. Die schwedische Rennsportbehörde hat um italienische „Amtshilfe“ ersucht und Schweif- bzw. Mähnenhaare des Turnpike-Taylor-Sohnes angefordert. In denen werden Anabolika abgelagert und können (sogar über den Tod) hinaus nachgewiesen werden. Selbst im Fall negativer Proben von Opal Viking hat Enqvist in näherer Zukunft nichts zu lachen: Unabhängig von den rechtsprechenden Instanzen des STC hat sich bereits, wie in Schweden üblich, die Staatsanwaltschaft wegen Verstoßes gegen das Tierschutz- und Arzneimittelgesetz des Falles angenommen.
Freedom Viking und Thunderstormviking, die beiden positiv auf Stanozolol getesteten dreijährigen Stuten, werden nun in gewissen Abständen untersucht und sind ab jenem Tag, an dem die erste Blut- bzw. Urinprobe ein negatives Ergebnis bringt, weiterhin für zwei Jahre vom Rennbetrieb ausgeschlossen. Die übrigen Pferde, bei denen Enqvist zum Teil Mitbesitzer ins Boot geholt hat, sind so lange für Rennen gesperrt, bis die Untersuchung ihrer Proben mit einem negativen Resultat abgeschlossen ist.
2015_09