Der nächste Anlauf, französisches Blut in den US-Sport zu integrieren
Es gab über die Jahrzehnte ja nun schon einige Versuche, französisches Blut in das amerikanische Standardbred zu integrieren. Was von Beginn an vice versa bestens funktionierte und den europäischen Trabrennsport immer wieder revolutionierte, kam von der alten in die neue Welt so gar nicht in Schwung. Wie denn auch? Der französische Traber war nun einmal auf Ausdauer und lange Distanzen ausgerichtet und ist dies auch heutzutage noch immer in großem Maße. Wie sollte dann das Franzosenblut bei den Amerikanern einschlagen? Hat es auch nicht. Letztes Beispiel bzw. Versuch war der Schwede Revenue, der in den Staaten von 2005 bis 2010 deckte, bevor er 2011 wieder nach Europa zurückkam. Da hatte er seinen größten Erfolg in Nordamerika, den Hambletonian-Sieger von 2012, Market Share, Gewinner von bislang 3,7 Millionen Dollar, noch vor sich. Es war ja auch nicht so, dass man Revenue in den USA als totales Desaster bezeichnen könnte, da gab es etwa auch noch seinen Sohn Break the Bank K, Dollar-Millionär und nunmehr selbst in den USA im Deckstand, sowie mit Hot Shot Blue Chip einen weiteren Millionär. Aber, wie es US-Harness-Legende Dean A. Hoffman beschrieb, das Gros der US-Züchter blickt in Zorn auf Revenue zurück.
Warum sollte das bei Sebastian K. nun anders sein? Er wird auf Hanover als erster ausländischer Hengst in der 90-jährigen Geschichte der Farm zweifelsfrei viele Spitzenstuten zugeführt bekommen, doch das war bei Revenue auch nicht erheblich anders, zumal es in den USA nun einmal einfach keine nennenswert schlecht gezogenen Zuchtstuten mehr gibt, zumindest nicht in den großen Zuchtregionen. Vergleicht man die Vatertiere der beiden Schweden, so ergibt sich bei Revenues Erzeuger Reve d´Udon sogar ein Vorteil mit Nachkommen wie dem zweifachen Prix d´Amérique-Sieger Offshore Dream (ein nach wie vor gefragter Deckhengst), Historien, Kiss Francais, Nepeta oder eben Revenue, ein schwedischer Nationalheld seiner Zeit. Bei Korean kann man neben Sebastian K. sicher Rachmaninov Seven, Talina Madrik, Quitus du Mexique oder den Hunyady-Sieger Freeman T Porter anführen; auch recht wenig für die Anzahl an bedeckten Stuten.
Was nach Erachtens des Chronisten deutlich für Sebastian K. spricht, ist nicht nur, dass er mit einer Zeit von 1:07,7 der weltschnellste Traber aller Zeiten ist (der kommerzielle Faktor), sondern zwei Dinge aus dem theoretischen Bereich. Sebastian K.s Mutterlinie (Mamie) scheint auf den ersten Blick hinsichtlich Gesamtoutput und auch in den letzten Jahren erfolgreicher zu sein als jene von Revenue (Esther). Noch wichtiger scheint jedoch, dass Sebastian K. ein 4x3-Linebreeding auf Super Bowl aufweist, über Florestan kommt noch einmal Star´s Pride ins Spiel, somit 5x5x4 auf den Granden, der ja letztlich Hanover Shoe so groß gemacht hat, während man bei Revenue bis zur 7. Generation (!) zurückblicken muss, um den ersten Cross zwischen Vater- und Mutterlinie (in diesem Fall Peter Scott) entdecken zu können.
Sebastian K. führt etwa 67% US-Blut in seinen Adern, bei Revenue waren es ca. 58%.
Nicht überbewerten sollte man unserer Ansicht nach die Tatsache, dass Svanstedts frühere Stars Zoogin und Torvald Palema in der Zucht nicht einschlugen, dazu stammten sie einfach aus viel zu schwachen Mutterlinien und jeder Züchter musste sich dieser Tatsache bewusst sein.
Nun, interessant wird es allemal, wie sich die amerikanischen Nachkommen des stets mit einem hoch aufgerichteten Hals trabenden Sebastian K. (Revenue hatte hingegen einen recht kurzen, stets flach nach vorne gewandten Hals) tun werden bzw. wie stark der Weltrekordler tatsächlich in Anspruch genommen werden wird.
2015_08